FLESH GORDON
Originaltitel | FlESH GORDON |
Land und Jahr | USA 1974 |
Regie | Howard Ziehm & Michael Benveniste |
Drehbuch | Michael Benveniste & William Hunt |
Kamera | Howard Ziehm & Lynn Rogers |
Musik | Ralph Ferraro |
Special Effects | Tom Sherman, Ray Mercer, David Allen, Jim Danforth, Douglas Beswick, Rick Baker, Greg Jein, Russ Turner & Greg Neuswanger |
Darsteller | Jason Williams (Flesh Gordon), Suzanne Fields (Dale Ardor), William Hunt (Kaiser Hodes; im Original: Emperor Wang), Joseph Hudgins (Dr. Flexi Juckow; im Original: Dr. Flexi Jerkoff), Candy Samples (Amazonenkönigin) u. a. |
deutsche Erstaufführung | 23.03.1975 |
Verleih | Constantin |
Format | 1:1,85 |
Laufzeit | 83 Minuten (= 2314 Meter, deutsche Kino-Version); Originallänge: 88 Minuten |
Home-Entertainment | Video: Arcade. |
Panik! Die Erde wird von schlimmen Strahlen aus dem Weltall getroffen. Die Auswirkungen sind schrecklich. Überall fallen die Menschen übereinander her, aber nicht um sich zu ermorden. Wohin man blickt: Sex! Auf der Straße, in der U-Bahn und im Flugzeug regiert die Erektion. Die wichtigsten und klügsten Wissenschaftler des Planeten treffen sich zu einer Notkonferenz. Die Strahlen müssen gestoppt werden, sonst ist die Erde verloren.
Nach
gründlichen Nachforschungen stellt sich heraus, dass die Sexstrahlen ihren Ursprung
auf dem benachbarten Planeten Porno haben. Ist Porno also bewohnt und warum
strahlt er? Schnell wird eine Rettungsexpedition unter Leitung des geachteten
Wissenschaftlers Flexi Juckow (Joseph Hudgins) benannt, die mal auf Porno nach
dem Rechten sehen soll. Juckow wird begleitet von Footballstar Flesh Gordon
(Jason Williams) und dessen Zufallsbekanntschaft Dale (Suzanne Fields). In Juckows
neuem Phallus-Raumgleiter geht es schnurstracks los.
Bald stellt sich heraus, dass auf
Porno der degenerierte Kaiser Hodes (William Hunt) ein grausames Regiment führt.
In seinem Palast finden permanent Sexorgien statt und dort steht auch der unheilbringende
Sexstrahler. Im Kampf mit transsexuellen Sexbestien und Vergewaltigungsrobotern
müssen Flesh und seine Getreuen ihren ganzen Mut beweisen. Und als Hodes die
schöne Dale auch noch heiraten will, sieht Flesh wirklich rot. Jetzt
kann ihn kein Penisaurier und auch nicht die geile Königin Klitoria zurückhalten.
Im Prinzen Pornis, der mit seinen Getreuen im Walde lebt und hofft den Despoten
Hodes dereinst vom Thron zu stoßen, findet Flesh einen besonders mutigen Unterstützer.
Gemeinsam ziehen sie los, Hodes den Garaus zu machen. Doch sie haben nicht mit
der Gerissenheit des Niederträchtigen gerechnet. Als seine Beschwörungen das
50 Meter große heilige Scheusal erwecken, sieht es für unsere Helden gar nicht
mehr so rosig aus...
FLESH GORDON - diese legendäre Produktion
konnte nur in den 70er Jahren entstehen. Zunächst als reine Pornoparodie auf
den beliebten Comic und natürlich die klassischen Universal-Serials mit Buster
Crabbe geplant, entschloss man sich spätestens als einige der talentiertesten
Spezialeffekt-Techniker ihre Teilnahme am Projekt zusagten für eine Reduzierung
des Sexgehaltes. Nach
Aussagen von Stop-Motion-Genie Jim Danforth (er animierte u. a. das Käfermonster
und die Erweckung des Scheusals) sind damals tatsächlich einige Hardcore-Sequenzen
gedreht worden, aber im fertigen Film waren diese nie enthalten.
Was diesen herrlich schmuddeligen Filmspaß auszeichnet sind die wirklich überdurchschnittlichen Spezialeffekte. Von Modellbau über Mattepaintings bis zu Stop-Motion wird alles geboten, und zwar durchgehend auf hohem Niveau. Namen wie Dave Allen, Rick Baker und der oben genannte Jim Danforth sprechen für sich. Regisseur Howard Ziehm war sogar so verwegen, seinen Filmspaß für eine Oscar-Nominierung vorzuschlagen. In dem betreffenden Jahr wurden nur zwei weitere Filme mit besonderen Spezialeffekten eingereicht (SOYLENT GREEN und THE POSEIDON ADVENTURE). Ein Spezialeffekt-Oscar wurde letztendlich aber nicht vergeben. Stattdessen erhielt FLESH GORDON keine Nominierung und Irwin Allens POSEIDON ADVENTURE wurde mit einem "Special Achievement Award" bedacht.
Trotz
der Sex-Handlung ist mit dem Film der Herren Ziehm und Benveniste durchaus eine
liebevolle Parodie auf die alte FLASH GORDON-Filmserie entstanden, wozu die
bewusst naive Ausstattung ein gehöriges Maß beiträgt. Das Design des Planeten
und der Raumschiffe ist hervorragend und das entspannte Spiel der Darsteller
zeigt, dass man bei den Dreharbeiten viel Spaß gehabt hat. So kann man Suzanne
Fields in einer Szene erleben, in der sie plötzlich in Lachen ausbricht und
sich gar nicht mehr einbekommt. Die tollen deutschen Dialoge und die kongeniale
Arbeit der Synchronsprecher (allen voran "Mr. Spock" Herbert Weicker als Hodes
und Elmar Wepper als Flesh) machen den Film auch in seiner deutschen Fassung
zu einem großen Vergnügen.
Zur
großen Premiere im New Yorker Plaza Theatre wurde seinerzeit eine besondere
Darbietung inszeniert. Zeitungsannoncen gaben bekannt, dass der Riesenaffe "King
Kong" in der Stadt sei und Frauen belästige. Rettung verhieß nur der Superheld
Flesh Gordon, der glücklicherweise ebenfalls in New York weilte. Tags darauf
sollte vor den Augen der Öffentlichkeit dann tatsächlich die Rettung erfolgen.
Um 14.00 Uhr war es endlich soweit: Howard Ziehms Freundin und eine Bekannte
wurden während einer Kutschfahrt von einem Mann im Affenkostüm angefallen. Plötzlich
schwebte der als Flesh Gordon kostümierte Pornodarsteller Mark "Ten and a half
inch" Stevens an einem Drahtseil herbei und rettete die kreischenden Opfer.
Der Affe bekam einige Torten in sein schäbiges Antlitz und suchte völlig verstört
das Weite. Die Welt war gerettet. FLESH GORDON blieb daraufhin drei Monate der
Renner im Plaza Theatre.
1989 ließen die Regisseure dem erfolgreichen Film noch eine verspätete Fortsetzung folgen, die es sogar in die deutschen Kinos schaffte. Leider ist FLESH GORDON - DIE SCHANDE DER GALAXIS (FLESH GORDON MEETS THE COSMIC CHEERLEADERS) nicht mit dem Charme des Originalfilms gesegnet und langweilt den Zuschauer mit mäßigen Gags und schwachen Stars. Es scheint fast so, als hätten die Macher selbst nicht begriffen, was FLESH GORDON zu dem Knüller gemacht hat, den er darstellt. Vergessen wir also die Schande und genießen stattdessen das wunderbare Original.
FLESH GORDON ist übrigens sehr viel unterhaltsamer als Dino de Laurentiis aufgeblasenes Remake aus dem Jahre 1980. Das hatte allerdings den Hitsong "Flash! Ahaa!" von Queen. Doch das ist eine andere Geschichte und gehört nicht hierher.
© by HEINZ KLETT
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