MUTANT - DAS GRAUEN IM ALL

Originaltitel FORBIDDEN WORLD
Alternativtitel SUBJEKT 20 (deutscher Alternativtitel)
MUTANT (Frankreich)
MUTANTE - MUNDO PROHIBIDO (Spanien)
   
Land und Jahr USA 1982
   
Regie Alan Holzman
Produktionsfirma New World Pictures
Produktion Roger Corman & Mary Ann Fisher
Drehbuch Tim Curnen & R. J. Robertson
Kamera Tim Suhrstedt
Schnitt Alan Holzman
Musik Susan Justin
Special Effects R. Christopher Biggs, John Carl Buechler, Don Olivera, Steve Neill, Dennis Skotak & Robert Skotak
   
Darsteller Jesse Vint (Mike Colby), Dawn Dunlap (Tracy Baxter), June Chadwick (Dr. Barbara Glaser), Linden Chiles (Dr. Gordon Hauser), Fox Harris (Dr. Cal Timbergen), Raymond Oliver (Brian Beale), Scott Paulin (Earl Richards), Micheal Bowen (Jimmy Swift), Don Olivera (SAM-104) u. a.
   
deutsche Erstaufführung 29.04.1983
Verleih Nobis
Format 1:1,85
Laufzeit

82 Minuten (deutsche Kino-Version); Originallänge: 77 Minuten

Home-Entertainment Video:
IMV Video;
Sunset/Tivoli Video (Frankreich).
DVD:
Anolis Entertainment.

 

Roger Corman hatte sich bereits in den 50er-Jahren durch seine Regiearbeiten für die Produktionsfirmen AMERICAN INTERNATIONAL PICTURES (AIP) und ALLIED ARTISTS einen Namen gemacht. Für erstere realisierte er neben verschiedenen gelungenen Science-Fiction- und Horrorfilmen ebenfalls seine angesehenen Edgar-Allan-Poe-Adaptionen. Ende der 60er-Jahre versuchte sich Corman dann auch als Regisseur im Auftrag großer Studios. Seinem Gangsterfilm THE ST. VALENTINE'S DAY MASSACRE (aka CHICAGO-MASSAKER; 1967) für die 20TH CENTURY FOX folgte die UNITED ARTISTS-Produktion VON RICHTHOFEN AND BROWN (aka MANFRED VON RICHTHOFEN - DER ROTE BARON; 1970), doch die schlechten, auf die Studio-Arbeitsweise zurückzuführenden Erfahrungen ließen ihn den Regiestuhl für viele Jahre verlassen. Erst 1990 feierte er mit FRANKENSTEIN UNBOUND (aka ROGER CORMANS FRANKENSTEIN) offiziell sein Regie-Comeback, konzentrierte sich danach aber auf seine Arbeit als Produzent im Direct-to-Video- und Fernsehbereich.

Nachdem Roger Corman bereits 1959 die kurzlebige Produktionsgesellschaft THE FILMGROUP gegründet hatte, rief der Filmkreative 1971 die erfolgreiche Firma NEW WORLD PICTURES ins Leben, welche in den folgenden Jahren den Markt um ausgezeichnete Exploitation-Ware verschiedenster Genres, wie etwa THE BIG DOLL HOUSE (1971), THE ARENA (1973), BIG BAD MAMA (aka LIEBE BÖSE MAMA; 1974), DEATH RACE 2000 (aka FRANKENSTEINS TODESRENNEN; 1975), PIRANHA (aka PIRANHAS; 1978) oder HUMANOIDS FROM THE DEEP (aka DAS GRAUEN AUS DER TIEFE; 1979), bereicherte. Als mit STAR WARS der Science-Fiction-Boom der 70er-Jahre seinen kommerziellen Höhepunkt erreichte, sprang auch NEW WORLD auf diesen Zug auf und servierte mit BATTLE BEYOND THE STARS (aka SADOR - HERRSCHER IM WELTRAUM; 1980) einen preiswerten Genre-Beitrag nach dem Vorbild von Akira Kurosawas DIE SIEBEN SAMURAI. Und schließlich entstanden nach Ridley Scotts weltweitem Box-Office-Hit ALIEN (1979) unzählige Nachahmungen des berühmten Science-Fiction/Horrorfilms - darunter logischerweise ebenfalls Produktionen aus dem Hause Corman, welches gleich mehrere Plagiate lieferte.

Wie schon bei der AIP, so bekamen auch bei NEW WORLD PICTURES fleißige junge Leute die Chance, in verschiedenen Gebieten der Filmwelt Erfahrungen zu sammeln und ihr Können zu testen. Vor allem Jim Wynorski ist ein Name, der mit NEW WORLD eng verbunden ist. Wynorski stieß Anfang der 80er-Jahre zu Cormans Produktionsfirma und hat seitdem Unmengen von mehr und vor allem weniger gelungenen B-Filmen produziert und inszeniert. Alan Holzman ging einen ähnlichen Weg. Er begann 1975 als Cutter bei Jonathan Demmes CRAZY MAMA (aka VERRÜCKTE MAMA; 1975) und erhielt 1982 die Möglichkeit, bei dem ALIEN-Ripp-Off FORBIDDEN WORLD erstmals Regie zu führen.

Und so bringt uns Alan Holzmans Regiedebüt in eine unbekannte Galaxis zum Planeten Xarbia, wo einige Wissenschaftler unter der Leitung Dr. Timbergens an einem Projekt arbeiten, das eine drohende interplanetarische Nahrungsmittelknappheit verhindern soll. Zu diesem Zweck haben sie die Lebensform "Subjekt 20" geschaffen, welche nun in einem Labor gut geschützt vor sich hinwuchert. So ganz vertrauen die Forscher ihrer Schöpfung allerdings nicht, denn die Labortiere wurden bereits allesamt von ihr ins Jenseits befördert.

Hilfe naht jedoch vom angeforderten Weltraumsöldner Mike Colby, welcher nach einem kurzen Weltraumgefecht zusammen mit seinem treuen Roboter Sam-104 auf Xarbia zwecks Sicherheits-Check eintrifft. Seine Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen, liegt doch Colbys letzter Urlaub schon eine ganze Weile zurück. Erst als er Bekanntschaft mit der weiblichen Belegschaft der Station macht, findet der Weltraum-Abenteurer an dem neuen Auftrag Gefallen.

Wie im wahren Leben, so werden auch auf Xarbia die verantwortungsvollsten Aufgaben ebenso unterbezahlten wie unzuverlässigen Untergebenen übertragen. Hier heißt diese Person Jimmy, der den sogenannten "Metamorphen" im Auge behalten soll. Er nimmt das wörtlich und hat schon bald das gefräßige Geschöpf auf dem Gesicht kleben. Jimmy segnet daraufhin das Zeitliche.

Der Notfall ist eingetreten: "Subjekt 20" konnte entkommen. Schade für Colby, denn der wollte eigentlich mehr Zeit mit den liebeshungrigen Damen der Forschungsstation verbringen. Nun muss er sich auf die Suche nach dem flüchtigen Mutanten begeben, welcher seinerseits dafür sorgt, dass die Belegschaft der Station nach und nach dezimiert wird. Schon bald hortet der verlotterte und kettenrauchende Arzt Dr. Hauser in seinem Labor eine ansehnliche Sammlung von schlickrigen Überresten, die sich ständig verändern und unkontrolliert wachsen.

Alle Versuche, den Mutanten dingfest zu machen, schlagen fehl. Auch als zwei Schönheiten die glorreiche Idee haben, an des Metamorphen Intelligenz zu appellieren, endet dies tragisch. Eine Kommunikation über den Hauptcomputer (der Mutant kann sich sogar dort einloggen!) findet zwar statt, aber das Vieh zeigt, dass man ihm nicht trauen kann. Wie soll man der Bestie nur beikommen?

Der schwer krebskranke Dr. Hauser kommt schließlich auf die Lösung des Problems. Da sich der Mutant immer die jeweiligen Eigenschaften seiner Nahrung aneignet, muss man ihm nur etwas zu fressen geben, dass quasi schwer im Magen liegt. Was bietet sich also mehr an als das körpereigene Krebsgeschwür, welches schon viel zu lange Ärger macht.

Gesagt, getan. In einer schier unglaublichen Szene lässt sich Dr. Hauser von Colby bei vollem Bewusstsein (Zitat: "Achtung, zerreiß' nicht die Galle.") ein Kokosnuss-großes Geschwür aus dem Bauch rupfen. Nach dieser gewagten Prozedur ist es dem Doktor leider nicht mehr vergönnt, die Wirkung seines Plans mitzuerleben. Er stirbt an den Folgen des Eingriffs.

Colby muss jetzt alles auf eine Karte setzten und nahe genug an das Monstrum herankommen, um diesem den aggressiven Tumor in das zahnbewehrte Maul zu stopfen. Der Mutant lässt sich nicht lange bitten. In einem wilden Gerangel kann Colby den "Krebs" im Hals des Mutanten versenken. Bald darauf beginnt das Ungeheuer zu röcheln und erliegt seiner letzten Mahlzeit. Colby verlässt mit der letzten Überlebenden und seinem Roboter den Ort des Geschehens. Schnell noch ein Raumgefecht und dann ist Feierabend ...

FORBIDDEN WORLD zählt sicherlich zu einer der bekanntesten Produktionen von Roger Cormans Firma NEW WORLD. Der Film besitzt einen unglaublichen Unterhaltungswert und ein dusseliges Monster, das für allerhand Trubel sorgt. Das Billigprodukt ist nie langweilig, meist aber unfreiwillig komisch. So blutig das Ganze auch sein mag, bei Szenen wie der oben beschriebenen Krebsoperation kann man sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Solche Momente sind einfach völlig absurd.

Das bizarre Science-Fiction/Monster-Spektakel entstand direkt nach Cormans GALAXY OF TERROR (aka PLANET DES SCHRECKENS; 1981) und wurde teilweise in dessen Kulissen gedreht. Trotz streng limitiertem Budget sieht FORBIDDEN WORLD jedoch nicht allzu billig aus. Holzman hat das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht, sich auf das Wesentliche - nackte Haut und Ekeleffekte - konzentriert und fährt gut damit. Zeitweilig versucht er, den Film durch kurz geschnittene Bildmontagen aufzulockern, was aber letztlich wenig zur Handlung beiträgt und infolgedessen als bloße, aber hübsche Spielerei erscheint.

Der Schöpfer des Monsters, John Carl Buechler, wirkte an vielen Corman-Produktionen mit, ohne allerdings jemals seine Kunst wirklich ernsthaft verbessern zu können. In FORBIDDEN WORLD bleibt sein Mutant größtenteils im Schatten und kommt deshalb recht gut davon. Spätere Kreaturen, wie etwa die Dinos in der CARNOSAUR-Trilogie, zeigen, dass Buechler nicht gerade ein Meister seines Faches ist. Da gibt es weitaus talentiertere Tricktechniker, die auch mit kleinem Budget noch annehmbare Arbeit leisten. Immerhin wurde der Mutant für effektvoll genug angesehen, um noch weitere Leinwand-Auftritte zu absolvieren. In der Jim Wynorski/Fred Olen Ray-Produktion DARK UNIVERSE verwandelt sich ein Astronaut in das Monster und kriecht durch die Sümpfe Floridas. In DINOSAUR ISLAND aus dem Jahr 1994 (ebenfalls von Jim Wynorski und Fred Olen Ray) sitzt das Monstrum, mittels einer lila (!) Federboa nur leicht modifiziert, in einer Höhle. Beide Filme erreichen aber nicht den Unterhaltungswert von MUTANT, der für Freunde trivialster Monsterunterhaltung ein nicht zu unterschätzendes Juwel darstellt. Vor allem die Corman-Produktionen jüngeren Datums können da leider nicht mehr mithalten.

Abschließend eine Anmerkung zur deutschen Fassung. Diese hat eine längere Laufzeit, weil der damalige Kinoverleiher einfach das anfängliche Weltraumgefecht noch einmal ans Ende gesetzt hat - mit anderen Dialogen versehen. Wenn der Film ein wenig zu kurz ist, muss man halt tricksen.

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